Ein leidenschaftlicher Sammler

Angefangen hat alles in den 1970er Jahren mit dem Kauf einiger Fliesen auf Flohmärkten. Entwickelt hat es sich zu einer beeindruckenden Sammlung mit über 9000 Fliesen.

Ein Italiener in Belgien

Der Zufall hatte mehrfach seine Hand im Spiel. Ein erster Zufall war die Tatsache, dass der Italiener Roberto Pozzo nach Belgien kam, wo er schließlich 33 Jahre lang lebte und arbeitete. Nach seinem Soziologiestudium in Leuven arbeitete er in einem sozialen Projekt für italienische Jugendliche in Brüssel. Seine Freizeit war schon immer von seiner Sammelleidenschaft geprägt. Vor allem war er auf der Suche nach Messinstrumenten aller Art wie Metermaßen, Uhren oder Waagen.


Auffallend schöne Fliesen

Roberto Pozzo: „Auf dem Brüsseler Flohmarkt auf dem Place du Jeu de Balle lernte ich jemanden aus Tournai kennen, der immer wieder sehr schöne Fliesen anbot. Fliesen aus belgischer Produktion, aber auch aus belgischen Häusern stammende deutsche, französische und niederländische Fliesen. Vor allem die Jugendstilfliesen interessierten mich. Nach einigen Jahren hatte ich ganze Kisten voller Fliesen und ich begann aktiver zu suchen und zu sammeln. Anfangs wusste ich wenig über Fliesen, mich sprach vor allem ihre Ästhetik an. Dann entdeckte ich das Buch von Mario Baeck. Es war zwar auf Niederländisch geschrieben, aber ich fand darin die Namen belgischer Fliesenhersteller. Später lernte ich Mario Baeck persönlich kennen und wir wurden gute Freunde.“

© Roberto Pozzo

© Roberto Pozzo

Die Fachkenntnis von Mario Baeck

Mario Baeck ist der anerkannte Experte für belgische Keramikfliesen. Seine Doktorarbeit an der Universität Gent war diesem Thema gewidmet. Er erstellt das Inventar der Sammlung Pozzo: „Roberto ist ein geborener Sammler. Es gibt Sammler, deren Ziel eine vollständige Sammlung ist, oder Sammler, die alles von einer bestimmten Fabrik haben wollen. Für Robert stehen die Schönheit und das fachliche Können im Vordergrund. Außerdem interessiert ihn die Technik sehr. Wie und von wem die Fliesen gemacht sind. Und natürlich auch, wie sie in einem Interieur funktionieren.“

Roberto Pozzo: „Als ich Mario kennenlernte, hatte ich schon eine beachtliche Fliesensammlung aufgebaut. Mit vielen verschiedenen Modellen, vielen Fotos von den Vorder- und Rückseiten. Ich hatte das Material und Mario hatte das Wissen. Wir mussten uns einfach irgendwann begegnen. Neben der Ästhetik und der Technik berührten mich bei den Fliesen auch die Menschen, die sie hergestellt haben, und die Umstände, unter denen das geschah. Und auch die Kombination von sehr eleganten Farben und Zeichnungen mit einer schon früh industriell geprägten Produktion. Das spielt auch bei meinem Interesse für Spitze eine Rolle: meine Wertschätzung für handwerkliches Können, für Schönheit und Perfektion.“

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