© Roberto Pozzo
Die Sammlung von Roberto Pozzo ist sowohl durch ihren beeindruckenden Umfang als auch durch ihre Vielfalt interessant und außergewöhnlich: viele unterschiedliche Formate, Perioden, Stile, Arten, Techniken und Ursprünge.
Die Sammlung umfasst über 9000 Stücke und wiegt insgesamt 4 Tonnen. Sie wurde jetzt im Gilliot & Roelants Tegelmuseum in Hemiksem untergebracht, ganz in der Nähe des Ortes, an dem ein Großteil der Sammlung hergestellt wurde. In Hemiksem freut man sich sehr über die Sammlung, in der die Gillot-Fliesen und ihre hohe Qualität einen wichtigen Platz einnehmen.
Ein einzigartiges Zeitzeugnis
Die Sammlung hat sich zur absoluten Referenz für belgische Keramikfliesen entwickelt. Sie ist ein einzigartiges Zeitzeugnis, in dem sich die Entwicklung der belgischen industriellen Fliesenherstellung (1840-1940) und ihre Bedeutung in Europa widerspiegelt. Belgische keramische Boden- und Wandfliesen können auf eine lange internationale Geschichte zurückblicken. Damals gab es in Belgien rund dreißig Fabriken, die Fliesen produzierten und diese sogar bis nach Südamerika und Asien exportierten. Das wichtigste Produktionszentrum lag einige hundert Meter von der ehemaligen Abtei Hemiksem (Antwerpen) entfernt und hatte bereits vor 1914 eine Produktionskapazität von 250 000 Fliesen pro Tag. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Drittel der Sammlung Pozzo aus der Fabrik Gilliot & Cie in Hemiksem stammt.
© Roberto Pozzo
© Roberto Pozzo
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Prächtige Jugendstilfliesen
Neben den zahlreichen Fliesen in verschiedenen Neo-Stilen und im Art-déco-Stil gibt es in der Sammlung prächtige Beispiele für Jugendstilfliesen. Ende des 19. Jahrhunderts hatten Fliesen, Fliesenpaneele und Baukeramik großen Erfolg in der Jugendstilarchitektur. Aber diese Kunstrichtung kam schnell aus der Mode und zahlreiche Brüsseler Häuser wurden abgerissen oder renoviert, wodurch viele Keramikfliesen auf Antik- oder Flohmärkten landeten. Dort fand Roberto Pozzo, dessen Leidenschaft dem Jugendstil galt, wunderbare Exemplare mit häufig stilisierten floralen Dekoren.
Bedeutung für die Forschung
Zahlreiche Forscher und Sammler versuchen, die Herkunft von Fliesen in historischen Gebäuden zu bestimmen. Dank ihrer Größe und der Aufmerksamkeit, die den Prägemarken auf der Rückseite der Fliesen beigemessen wurde, schließt die Sammlung Pozzo auch in dieser Hinsicht eine wichtige Lücke. Die Herkunftsbestimmung wird hierdurch wesentlich einfacher. Zudem hat Roberto Pozzo auch eine kleine Sammlung von Dokumentationsmaterial zusammengetragen.
Des weiteren ist die Sammlung auch deshalb einzigartig, weil Roberto Pozzo regelmäßig größere Fliesenensembles erworben hat. Die meisten Fliesenmuseen und Sammler beschränken sich auf eine Fliese, vier oder höchstens acht Fliesen pro Motiv. In der Sammlung Pozzo findet man ganze Fliesenfelder. Von horizontalen Friesenfliesen erwarb Pozzo manchmal 16 Exemplare. Dadurch erhält man einen echten Eindruck davon, wie ein solcher Fries in einem Interieur wirkte. Die Sammlung enthält auch markante Paneele: einzigartige Szenen, die speziell für ein bestimmtes Interieur angefertigt wurden. Außer belgischen Fliesen befinden sich in der Sammlung auch zahlreiche gute Beispiele aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien sowie einige aus den Niederlanden, Italien, Spanien, Tschechien, Indien, Japan und den USA. Daneben gibt es eine Auswahl von präindustriellen Fliesen sowie einige moderne Fliesen, Kaminziegel und -fliesen, Ofen- und Herdkacheln sowie Fliesen aus anderen Materialien.
Des weiteren findet man in der Sammlung zudem Untersetzer, Brotschneidebrettchen, Tabletts und andere Objekte, zu denen auch eine keramische Malerpalette gehört. Und schließlich sammelte Roberto Pozzo auch Dokumentationsmaterial wie Verkaufskataloge, Briefe und Rechnungen, Postkarten und Werbung für Wand- und Bodenfliesen.