Was in den 1970er Jahren mit dem Kauf einiger Fliesen auf Flohmärkten anfing, hat sich zu einer beeindruckenden Sammlung mit über 9000 Fliesen entwickelt. Um die Erhaltung dieser Sammlung sicherzustellen und die Fliesen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, hat Roberto Pozzo seine Sammlung der König-Baudouin-Stiftung zum Geschenk gemacht. Die Sammlung wird nunmehr im Gilliot & Roelants Tegelmuseum in Hemiksem aufbewahrt, ganz in der Nähe des Ortes, an dem ein großer Teil der Fliesen hergestellt wurde.
Roberto Pozzo
1968 kam der Italiener Roberto Pozzo nach Leuven, um Soziologie zu studieren. 33 Jahre lang lebte und arbeitete er schließlich in Belgien. Er war in einem sozialen Projekt mit dem Namen CASI-UO tätig, das sich an junge Italiener richtete. An den Wochenenden durchstöberte er Flohmärkte auf der Suche nach Messinstrumenten, belgischer Spitze und Druckereimaterial. Schnell war er von der Technik, der Ästhetik und dem Know-how der belgischen Keramikfliesen fasziniert. Sein besonderes Interesse galt dabei der Zeit des Jugendstils.
Die Sammlung entwickelte sich und wurde schließlich zur absoluten Referenz für belgische Keramikfliesen. Sie stellt ein einzigartiges Zeitzeugnis dar, in dem sich die Entwicklung der belgischen industriellen Fliesenherstellung (1840-1940) und ihre Bedeutung in Europa widerspiegelt. Die Sammlung enthält neben den zahlreichen Fliesen in verschiedenen Neo-Stilen und im Art-déco-Stil wunderbare Jugendstil-Exemplare. Die Besonderheit der Sammlung liegt sowohl in ihrem bemerkenswerten Umfang wie in ihrer Vielfalt. So umfasst sie verschiedene Formate, Perioden, Stile, Typen, Techniken und Ursprünge.
Keramische Boden- und Wandfliesen haben eine lange internationale Geschichte. In Belgien gab es im 19. und 20. Jahrhundert rund dreißig Fabriken, die Fliesen herstellten und sie sogar bis nach Südamerika und Asien exportierten. Das wichtigste Produktionszentrum befand sich in der Nähe der ehemaligen Abtei Hemiksem (Antwerpen): das Unternehmen Gilliot & Cie in Hemiksem. Mit einer Produktionskapazität von 250 000 Fliesen pro Tag, und das sogar vor 1914, ist es nicht verwunderlich, dass ein Drittel der Sammlung Pozzo aus dieser Fabrik stammt.